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Biwaksack

Inhaltsverzeichnis

Egal ob im Hochgebirge oder bei einer leichten Wanderung, eine Notsituation kann dich auf fast jedem Berg und bei fast jeder Tour schneller treffen als dir lieb ist. Wenn der Berg dich jedoch gefangen hält, dann gibt es ein besonderes Risiko: Erfrierungen. Ein Gegenstand, der dich vor diesem Szenario und einem dramatischen Tod schützen kann, ist der Biwaksack.

Biwaksack – nicht immer dabei…

Vielleicht hast du von diesem Teil ja auch schon einmal gehört. Der Biwaksack gehört nämlich eigentlich zur Grundausstattung eines jeden Bergsteigers und einer jeden Bergsteigerin. Leider ist es heute so, dass viele SportlerInnen in den Bergen aus unterschiedlichen Gründen eben keinen Biwaksack dabeihaben. Meistens ist der Grund, dass die Schwierigkeiten auf der Tour recht niedrig sind oder die Tour bereits bekannt ist.

Dabei ist die erste Lektion in Sachen Biwaksack: Ein Biwaksack ist stets angebracht und sollte deshalb auch immer dabei sein. Ganz unabhängig vom Grad der Erfahrung, der Schwierigkeit, den Umständen oder der Jahreszeit, der Biwaksack kann jederzeit zum Einsatz kommen. Jedoch gibt es die schlechte Angewohnheit des „Vergessens“ auch deshalb, weil der Biwaksack eben nie zum Einsatz kommt. Genau das ist aber auch gut so, denn der Biwaksack sollte ja im Grunde genommen nur im absoluten Notfall zum Einsatz kommen. Da ein Notfall aber in der Regel ein Ausnahmefall ist, riskieren viele BergsportlerInnen oftmals mit dem Weglassen des Biwaksacks ein wenig zu viel.  

Doch wann findet der Biwaksack eigentlich wirklich seine Anwendung? Wie funktioniert der Biwaksack? Und woraus besteht ein Biwaksack?

Abmessungen und Daten vom kleinsten Biwaksack.

Wann brauch ihn?

Grundsätzlich sollte der Biwaksack immer dann ausgepackt werden, wenn man genau weiß, dass es keine Chance mehr auf schnelle Rettung oder ein sicheres vor oder zurück gibt. Also keine Möglichkeit einer Hütte oder des Abstiegs ins Tal in Aussicht steht. Da dafür Schlechtwetter, also Gewitter oder dichter Nebel bzw. die Dunkelheit verantwortlich ist, ändert sich auch einiges beim Thema Rettung. Denn die Bergrettung braucht zu vielen Bergen eine ganze Weile und gerade bei Dunkelheit oder Schlechtwetter können sich diese Zeiten nochmals vervielfachen. Helikopter haben bei Schlechtwetter und auch Dunkelheit nicht immer die Möglichkeit zu starten, was dann oftmals darin endet, dass man bis zur nächsten Morgendämmerung oder einem Schönwetterfenster ausharren muss. Genau dann ist ein Biwaksack ein wichtiges Tool.

Sofern du unverletzt und halbwegs beweglich bist, suchst du dir den bestmöglichen Platz in deiner Umgebung und setzt dich in den Biwaksack hinein. Danach machst du ihn obenhin so dicht wie möglich zu.  Je nach Modell geht das mit einem Kordelzug oder man muss den Biwaksack an der Kante falten. Hauptsache luftundurchlässig.

Woraus besteht der Biwaksack?

Ein Biwaksack ist im Prinzip nichts anderes als eine simple Plastikkonstruktion. Genauer gesagt, besteht er aus Polyurethan, was nichts anderes als ein komplexer Kunststoff ist. Der Polyurethanaufbau macht den Biwaksack sehr leicht und auch im Packmaß sehr praktisch. Leichte Biwaksäcke gibt es bereits unter 150g mit nicht einmal 10 Zentimetern Länge und 5 Zentimetern Durchmesser. Damit sind Biwaksäcke so klein und leicht, dass es keinerlei Argument gäbe, sie nicht in den Rucksack zu packen! Denn obwohl der Biwaksack nur so ein dünner Plastik Fetzen ist, hat er eine unglaubliche Funktion und Wirkung.

Wie funktioniert er?

Durch den Polyurethanaufbau, bzw. vereinfacht gesagt durch den Polyesteraufbau, ist der Biwaksack wasserabweisend und winddicht. Er schottet das Innenleben also von der Außenwelt ab und bildet eine Art Schutzwand. Bei Regen oder Schneefall ist das insofern praktisch, weil Feuchtigkeit auch immer zusätzliche Kälte bedeutet. Wenn du im Sommer am Berg schon mal stark ins Schwitzen gekommen bist und dann stehengeblieben bist, weißt du was damit gemeint ist.

Winddicht ist ebenfalls eine unglaublich wichtige Eigenschaft des Biwaksacks. Denn Wind ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, wenn es um Kälte geht. Womit wir eigentlich auch schon zur nächsten spannenden Frage kommen.

Wieso funktioniert der Biwaksack?

In der Meteorologie spricht man neben den normalen Lufttemperaturen auch umgangssprachlich von der gefühlten Temperatur. Diese gefühlte Temperatur beschreibt die Relation zwischen der reinen Lufttemperatur und der Windgeschwindigkeit.  Diese Relation bezeichnet man also sogenannten Windchill. Der Windchill Faktor ist also absolut ausschlaggebend, wenn es um die realen Auswirkungen der Witterung auf den Körper geht. Dass die Lufttemperatur 0° beträgt hilft einem nichts, wenn der Wind mit 50km/h bläst und die gefühlte Temperatur auf -8,1° absinkt.

Der Biwaksack kann nun also Abhilfe schaffen. Wenn man drinnen liegt, prallt der Wind an der dichten Oberfläche auf. Nachdem der Biwaksack keinen Windchill kennt, wird er nicht kälter als die gemessene Lufttemperatur. Doch es kommt noch besser, denn er ist sogar wärmer als die gemessene Lufttemperatur. Die Abstrahlung von Wärme durch den Körper bleibt relativ gut erhalten im System. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass der Biwaksack ein Wärmespeicher wird und eine schützende Wärmeisolation zur Wand des Biwaksacks und damit zur äußeren Kälte bildet. Ehrlicherweise muss man sagen, dass es im Inneren des Biwaksacks nicht kuschelig warm wird. Denn die Lufttemperatur im Inneren wird über die Stunden durch die deutlich tieferen Außentemperaturen dennoch gesenkt. Da kann der Biwaksack auch noch so gut und dicht verschlossen sein, eine niedrigere Temperatur als die Körperwärme wird man im Biwaksack definitiv haben, aber dafür eine etwas höhere Temperatur als außerhalb des Systems. Und dieser gewisse Unterschied zur Außentemperatur und vor allem der fehlende Windchill können letztlich über Leben und Tod entscheiden.

Was bringt er in der Praxis?

Kurzum: Zeit. Der Biwaksack „kauft“ dir im Prinzip nur Zeit. Denn eine höhere Umgebungstemperatur erhöht die Wahrscheinlichkeit des Überlebens. Er ist also keine kuschelige Höhle für mehrere Nächte unter dem Sternenhimmel. Er ist mehr die Möglichkeit, in einer Notsituation die eine oder andere Stunden länger am Leben zu bleiben, die eventuell notwendig ist, bis entsprechende Hilfe vor Ort sein kann. Somit steht aber auch gleichzeitig fest: Ein Biwaksack kann ebenso ein Todesurteil besiegeln, wie es ohne auch der Fall wäre. Denn unendlich lange hält man zu niedrige Temperaturen nicht aus. 

Was kostet der Biwaksack?

Der Biwaksack kostet in der Regel zwischen 25 und 50 Euro, je nachdem welche Ausstattung und welchen Komfort man haben möchte. Klar ist, dass du dieses Geld wohl nur einmal für längere Zeit investieren wirst, sofern du nicht besonderes Pech hast.

Es gibt unzählige traurige Geschichten von BergsteigerInnen, die in den Bergen aufgrund der Kälte ihr Leben verloren haben. Selbst wenn sie von Bergrettern an der Schwelle des Todes gefunden werden konnten, reichte die Zeit oft nicht mehr aus, um mit den beschränkten Möglichkeiten im hochalpinen Gelände diese Menschen nochmal zurückzuholen. Daher sind Todesfälle durch Erfrierung aufgrund eines fehlenden Biwaksacks einfach nur tragisch, traurig und nicht zuletzt nicht notwendig. Denn Todesfälle, in denen lediglich Minuten gefehlt hätten, wären mit einem Biwaksack vermeidbar gewesen. Kauft euch einen Biwaksack.  

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