Einfachseile sind die wichtigste Seil-Kategorie im kompletten Bergsport. Sie begleiten einen auf fast allen Herausforderungen und Spielarten des Alpinismus und genau deshalb ist es wichtig zu wissen, worauf man achten sollte, wenn man sich ein Einfachseil zulegen will.

Ein Überblick

Das erste was einem Laien beim Seilvergleich auffallen wird ist der vollkommen unterschiedliche Preis. Manche Einfachseile kosten 80€, andere aber 200€. Der Unterschied wird prinzipiell in drei Kategorien sehr einfach und deutlich sichtbar: Länge, Durchmesser und Imprägnierung. Schauen wir uns diese drei Teilbereiche kurz und prägnant an.

Die Länge der Einfachseile

Die ist ganz unterschiedlich. Es gibt Einfachseile in 20 Metern Länge und 200 Metern Länge. „Je länger umso besser“ gilt hier aber eindeutig nicht. Denn Länge bedeutet eben auch immer Gewicht und genau das will man am Berg ja eigentlich immer minimieren. So lange wie nötig, so kurz wie möglich. Und wie lang ein Seil sein muss, ergibt sich immer über den Einsatzzweck. Denn natürlich brauchst du am Gletscher zu viert mehr Seil als in einer kleinen Kletterhalle oder beim Klettern von Mehrseillängen.

Beim Hallenklettern beispielsweise brauchst du die Höhe der Kletterhalle mal zwei + ungefähr 10 Meter Spielraum zur Sicherheit und für den Seilverbrauch durch den Knoten. Für eine Gletschertour kommt es immer darauf an, mit wie vielen Leuten du zusammen aufbrichst. Zu dritt sind 50 Meter eine gute Länge, zu zweit ändern sich die Voraussetzungen aber schnell einmal, je nach Bedarf nach Absicherung und Co.

Somit solltest du schon vor dem Kauf entscheiden, wofür die Einfachseile überhaupt zum Einsatz kommen sollen, bevor du dann vielleicht deutlich zu viel oder etwas zu wenig Seil dabeihast.

Der Durchmesser

Der Durchmesser ist grundsätzlich bei jedem Einsatzzweck relevant, aber gerade beim Klettern ist er wirklich wichtig. Die Einfachseile haben meist einen Durchmesser von 8,9 bis 12 Millimeter. Je dicker ein Seil ist, desto mehr Kern und Mantel wurde verbaut und desto stabiler ist es letztlich. In der EU sind sogenannte Normstürze für jedes Einfachseil vorgeschrieben. Das heißt, dass alle Einfachseile ausreichend sicher sind, um von dir bedenkenlos verwendet zu werden. Dicke Seile haben aber dennoch meist ein, zwei Normstürze mehr als das EU-Minimum verlangt.

Doch der Durchmesser lässt nicht nur mehr Spielraum bei der Langlebigkeit, sondern auch beim Handling. Ein dickes Seil lässt sich leichter führen, ausgeben, einziehen und vor allem im Sturzfall festhalten. Ein sehr dünnes Seil kann hier schon etwas schwieriger sein und dir vielleicht auch mal entgleiten, was unter Umständen extrem gefährlich ist. Trotzdem möchte ich dir auch den Nachteil des dicken Seils nicht vorenthalten: Das Gewicht. Denn die dicken Einfachseile wiegen auch deutlich mehr als die schlankeren Geschwister. Bis zu 20 Gramm pro Meter können dabei zustande kommen, was bei 50 Metern beispielsweise ein ganzes Kilo mehr auf der Wage ist.

Einfachseile und ihre Imprägnierung

Das ist der mitunter größte Preisgestalter im ganzen Spiel der Einfachseile. Die Imprägnierung wird direkt in der Mantelverarbeitung eingearbeitet. Ein neu imprägnieren wie bei einer Regenjacke ist grundsätzlich nicht notwendig. Dabei gibt es zwei Stufen der Imprägnierung. Die Mantelimprägnierung und die Mantel+Kernimprägnierung. Letztere ist, wie man sich vorstellen kann, die teuerste, aber auch die beste. Denn bei der Imprägnierung geht es in erster Linie darum, die Feuchtigkeit vom Seil fernzuhalten.

Nimmt das Seil Feuchtigkeit über Schnee, Eis oder einen nassen Boden auf, speichert es diese ziemlich verlässlich. Grundsätzlich kein großes Problem, jedoch eine große Herausforderung für alle Gepäckträger, denn das Seil wird ohne Imprägnierung dadurch unglaublich schwer. Manche Seile schaffen durch die Aufnahme der Feuchtigkeit weit über das doppelte ihres Eigengewichts und das ist wahrlich kein Spaß. Somit lohnt sich die Imprägnierung für alle, die gerne in Schnee und Eis unterwegs sind. Je mehr Einsatz in diesen Gebieten, desto eher sollte es auch die hochwertigste Imprägnierung sein. Seile für die Kletterhalle müssen nicht unbedingt imprägniert sein, da hier der Seilverschleiß schneller zum Tragen kommt als die Verschmutzung.

Das Fazit der Einfachseile

Das teuerste Seil ist grundsätzlich ein voll imprägniertes, langes und dickes Seil. Das günstigste… erklärt sich jetzt von selbst. Deshalb solltest du ihr gut überlegen, welcher Durchmesser für dich komfortabel ist, welche Länge du wirklich brauchst und in welchem Einsatzgebiet du das Seil verwenden wirst, also ob es nass und dreckig wird oder meist in geschützter Umgebung zum Einsatz kommt.