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Fat shaming & body positivity – Teil 3

Inhaltsverzeichnis

Doch was ist body positivity eigentlich ganz genau: Es beschreibt die Zufriedenheit mit dem eigenen Körperbild unabhängig von den Vergleichen mit anderen Menschen. Es geht dabei vor allem um die Akzeptanz der eigenen Figur, Größe und dem eigenen Aussehen, aber auch der Akzeptanz des Aussehens anderer.

Eigentlich ein nobler Ansatz, welcher in heutiger Zeit mehr Berechtigung denn je hat. Aus einem noblen Ansatz hat eine problematische Weiterführung ihren Lauf genommen, indem vor allem Menschen die sich von der body positivity sehr angesprochen fühlten plötzlich Menschen, die sie selbst nicht als Teil dieser Bewegung sehen auszugrenzen und als Feindbilder projizieren. Dies hatte Trotzreaktionen zu Folge, die vor allem beinhalteten, dass Menschen die deutlich zu dick waren sich als Paradebeispiel für body positivity präsentierten und in sozialen Medien verkauften. Jedoch wurden damit Signale ausgesendet, die nachhaltig einerseits das Bild der body positivity beschädigt haben und andererseits auch für den Eindruck gesorgt haben, dass Übergewicht keine bedenkliche Tatsache ist, sondern nur eine Sache, die man einfach positiv sehen sollte.

Übergewicht selbst ist aber durchaus nicht zu vernachlässigen, wenn es gewisse Maße überschreitet. Vor allem der BMI kann hierbei hilfreich sein. Wer mit dem BMI im Bereich des oberen Übergewichts oder gar im Bereich Adipositas liegt, kann das aus gesundheitlicher Sicht nicht einfach akzeptieren und als positive Eigenschaft seiner selbst abtun, sondern muss sich der Konsequenzen dieser Tatsachen bewusstwerden und aktiv daran arbeiten. Das Relativieren solcher Probleme durch die body positivity kann zur Folge haben, dass man diese Konsequenzen nicht mehr ernst nimmt und ignoriert.

Es gibt ein zugegebenermaßen plakatives Beispiel, dass Übergewicht als ein Gesundheitsrisiko in der Mitte der Gesellschaft perfekt beschreibt, wenn es auch nicht unbedingt ratsam ist, diese Methode in der Praxis umzusetzen: Vor 30 Jahren war es noch völlig normal in Restaurants zu rauchen. Jeder der konnte und wollte hat sich im Restaurant eine Zigarette angezündet, viele der Gäste haben diese Freiheit genutzt und genossen. Selbst wenn Kinder dabei waren, hat das niemanden daran gehindert. Die enormen gesundheitlichen Konsequenzen für einen selbst und die Umwelt waren noch nicht in diesem Ausmaß bekannt und erforscht, erst die Jahrzehnte danach haben hier viel Aufklärung und Entdeckungen ermöglicht. Stellt man sich nun vor, dass heute in einem Restaurant eine Familie sitzt und Mutter und Vater das 5-jährige Kind permanent anrauchen, wäre das völlig unangebracht und man kann davon ausgehen, dass sich jemand darüber lautstark beschweren wird. Der Punkt ist, würde man diese Familie von Rauchern durch eine adipöse Familie bei McDonalds ersetzen, wäre es gesellschaftlich völlig akzeptiert. Das Kind wird durch die mangelhaften qualitativen Nährstoffe Mangelerscheinungen entwickeln und langfristig extreme gesundheitliche Probleme haben. Weiters wird ein starkes Übergewicht gerade im Kindesalter Diabetes, Herzerkrankungen, Gefäßverschlüsse, Arthritis, eine Fettleber, Nierenversagen und Gicht auslösen können und das Kind für das gesamte restliche Leben bestrafen. Die gesellschaftliche Akzeptanz für Dicke zu Zeiten der Heidi Klum Ära war äußerst gering, aber mit der fortschreitenden Verbreitung der Adipositas-Kultur stieg der Anteil auch in der gesellschaftlichen Mitte und führte zur Normalität. Der Normalität dick zu sein. Heute schreit die völlig missinterpretierte body positivity Bewegung nach noch mehr Normalität. Niemand aus diesem Trend möchte „dick“ fördern, das ist unbestritten, doch indirekt findet es trotzdem statt. Vor allem die Haltung, dass das einzig wichtige das Wohlfühlen im eigenen Körper ist, ist völliger Irrsinn und wird langfristig gewaltige gesundheitliche Schäden mit sich ziehen. Eine Belastung für jeden Betroffenen und auch eine Belastung für das Gesundheitssystem.

Deshalb ist die body positivity auch kein harmloses Konstrukt einer Randgruppe, es ist durch die Verbreitung der sozialen Medien immer schwerer geworden, sich kritisch mit dieser Bewegung auseinanderzusetzen, da es eine völlig verfestigte und uneinsichtige, fast schon kämpferische Gruppe an Menschen gibt, die die body positivity auch ganz ohne Argumente verteidigen würden. Das ist letztlich hochgefährlich, nicht zuletzt für diese Personen selbst, denn sie verteidigen oftmals ihr eigenes Aussehen. Kritisieren sollte man jedoch definitiv nicht das Aussehen. Es hat auch in der fat shaming Zeit der 2000er Jahre niemand das Aussehen der Models kritisiert. Jedes Medium hat sich ausschließlich mit der gesundheitlichen Problematik hinter der Anorexie auseinandergesetzt und genau das so scharf kritisiert. Daher sollte auch in der heutigen Zeit nicht das Aussehen und die Kleidergröße der adipösen Menschen kritisiert werden, sondern die Tatsache, dass es eine Trendgruppe, eine Nahrungsmittelindustrie und einen ganzen Wirtschaftszweig gibt, der an Adipositas verdient und sich damit Reichweite erarbeitet. Die richtige Gegenbewegung wäre nicht in die Zeiten von Germanys Next Topmodel zurückzukehren und für die Rückkehr der Magermodels zu kämpfen, sondern Aufklärungskampagnen gegen eine dicke Gesellschaft zu starten, um zu verdeutlichen, dass eine dicke Gesellschaft eine unglückliche, eine gespaltene, eine kranke und nicht zuletzt eine teure Gesellschaft sein wird, die ebenso wenig eine Zukunft hat wie es die Magermodels hatten.

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