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Karabiner

Inhaltsverzeichnis

In fast allen Disziplinen des Bergsteigens sind sie essenziell. Egal ob auf Hochtouren, Klettern oder am Klettersteig, überall kommen Karabiner für unterschiedlichste Anwendungen zum Einsatz.

In diesem Beitrag werden wir dir einen Überblick geben, welche Arten von Karabiner es gibt, welche man wofür einsetzen kann und was sie für Eigenheiten mit sich bringen.

Das Video zum Kursbeitrag!

Die Karabiner Belastungsgrenzen

EN12275
Die EN12275 in Kurzfassung 😉

Eines haben alle Arten gemeinsam: Sie sind zumeist aus Aluminium gefertigt und nur selten kommen andere Materialien wie zum Beispiel verzinkter Stahl zum Einsatz. Egal aus welchem Material sie sind, sie haben alle ihre Grenzwerte, an denen sie brechen können. Diese Werte sind aber dank des robusten Aufbaus und Materials dermaßen hoch, dass bevor ein intakter Karabinerhaken bricht, vorher in der Regel die Bandschlingen, die Seile oder man selbst bricht. Trotzdem gibt die EU in einer Euronorm ganz klar vor, was ein Karabiner unbedingt aushalten muss: 20kN muss der er in Längsbelastung, also entlang des Rückens standhalten, 7kN bei Querbelastung und selbst wenn der Schnapper offen ist, müssen 6kN drin sein.  (Was kN sind und wie viel oder wenig das ist, das schauen wir uns in einem eigenen Beitrag an, bei EN zertifizierten Karabinern kann man sich aber sicher sein, dass sie das stärkste und robusteste Glied einer Sicherungskette darstellen)

Der Aufbau

Aufgebaut ist ein Karabiner grundsätzlich immer gleich. Er besteht aus einem Schnapper, zwei Bögen und einem Rücken, auch Schenkel genannt. Den Bereich zwischen Schnapper und restlichem oberem Bogen nennt man üblicherweise „Nase“. Der Aufbau unterscheidet sich nie, egal welche Form oder Verschlussmöglichkeiten ein Karabiner hat.

Die Formen der Karabiner

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Oval-Form, der D-Form und der Birnenform. Wobei birnenförmige Karabiner üblicherweise HMS Karabiner genannt werden (ausgenommen Schnapper).

Die Oval-Form hat in den letzten Jahren etwas an Bedeutung verloren, zu oft werden mittlerweile stattdessen standardmäßig HMS-Karabiner verwendet. Die ovale Form hat seit der leichteren Produktion von Normbauteilen immer weniger Vorteile gegenüber anderen Bauformen, wobei sie gegenüber dem HMS eigentlich keine echten Vorteile mehr bieten. Ausnahme stellen Kettenglieder oder Maillon Rapides dar.

Die D-Form ist praktisch, da sie auf der Rückenseite etwas länger ist als auf der Seite des Schnappers. Daher bietet er viel Platz für Material, kann aber durchaus auch für den Standplatzbau etc. verwendet werden. Der Vorteil ist, dass sowohl ovale als auch D-förmige Karabiner meist günstiger sind als HMS-Karabiner.

HMS-Karabiner zeichet die Birnenform aus. Diese erkennt man an einem großen oberen Bogen und einem deutlich kleineren unteren Bogen. Diese Form hat einige Vorteile wie zum Beispiel mehr Platz für Sichergungsgeräte und Material oder die direkte Seilsicherung mit dem Karabiner.

Die Verschlussarten

Die einfachste Verschlussform ist der reine Schnapper. Hier gibt es keinen Mechanismus, der vor dem Öffnen schützt. Das ist immer dann von Vorteil, wenn ich den Karabiner sehr schnell und einfach öffnen können muss. Zum Beispiel sind Expressschlingen für das Klettern immer mit Schnappkarabinern ausgestattet. Hier besteht auch keine Gefahr, dass ich den Karabiner aus versehen irgendwie öffne ohne es zu wollen, da die Expressschlingen in der Regel einfach in den Bohrhaken hängen. Nachteil ist natürlich, dass sie auch ohne meinen Willen aufgehen können und ich dadurch Material oder Sicherungsgeräte verlieren kann.

Die verschiedenen Verschlussarten im Überblick
Die verschiedenen Verschlussarten im Überblick

Schrauber sind prinzipiell Schnapper mit einem Gewinde und einer Hülse, die sich beim Zuschrauben über die Nase und den Schnapper legt, wodurch das Öffnen verhindert wird. Die Hülse muss mit mindestens drei Umdrehungen vom Ende des Gewindes losgelöst werden, um den Karabiner zu öffnen, was einen sicherheitsrelevanten Aspekt darstellt. So kann sich der Karabiner im Gegensatz zum normalen Schnapper im zugeschraubten Zustand nicht aus versehen öffnen.

Als Twist-Lock bezeichnet man Karabiner, die zwei unterschiedliche Bewegungen benötigen, um geöffnet zu werden. Beim Twist-Lock ist das in der Regel das Drehen des gesamten Verschlusses und das Hineindrücken zum eigentlichen Öffnen.

Tri-Locks haben den Aufbau eines Twist-Locks nur mit dem Unterschied eine dritte Bewegung zum Öffnen zu benötigen. Dabei handelt es sich entweder um standardmäßige Tri-Lock Karabiner bei denen erst der Verschluss nach oben geschoben wird, dann zur Seite und letztlich der Schnapper hineingedrückt werden kann. Beliebter ist mittlerweile auch ein Subtyp, die sogenannten Ball-Lock Karabiner. Hierbei wird das Hochschieben des Verschlusses durch das Hineindrücken eines Balls ersetzt. Die Ball-Lock Karabiner sind unserer Meinung nach etwas intuitiver in der Verwendung und werden deshalb bei uns bevorzugt verwendet.

Welcher Karabiner für welchen Bereich?

Pauschal kann man hier eigentlich keine Auskunft geben, denn alle EN zertifizierten Karabinerhaken sind grundsätzlich stark genug. Lediglich die Größen und Verschlussarten geben in gewisser Weise den Verwendungszweck bedingt vor. Wenn du nicht weißt, welchen Karabiner du für Aktivität XYZ verwenden sollst, orientieren wir uns gerne an Murphys Gesetz. Alles was schiefgehen kann, wird schiefgehen. So kann man das auch bei Karabinern sehen. Jeder Karabiner der aufgehen kann, wird aufgehen. Unter Rücksichtnahme dieser Annahme, ergibt sich meist von selbst, welchen ich für was verwenden möchte. Trotzdem hier nochmal unsere Empfehlungen, die Großteils auch dem Lehrbuch entsprechen.

Für die Materialbefestigung tun es Schnapper oder eine Materialkarabiner. Letzterer muss auch nicht der EN entsprechen, wenn sie nur für Material verwendet werden.

Für Zwischensicherungen beim Klettern sind Schnapper das Mittel der Wahl, da du sie schnell eingehängt hast und das Seil flott clippen kannst. Beim Klettern kommen sie in Form von Expressschlingen zum Einsatz.

Sicherungsgeräte werden immer und ausschließlich mit Schraubkarabiner oder anderweitigen Lock Varianten verwendet. Zu groß ist die theoretische Gefahr, dass man den Schnapper aus Versehen aufdrückt und entweder das Sicherungsgerät herausrutscht oder auch der Karabiner den Gurt verlässt. Im Idealfall kannst du hier zu einem HMS-Karabiner greifen. Er bietet am größeren Bogen genug Platz, um ein Sicherungsgerät komfortabel bedienen zu können.

Für Standplätze, Selbstsicherung, Rastschlingen, das Abseilen, Nachsichern, Selbstrettung, Partnerrettung am Gletscher etc. kannst du ebenfalls immer Schraubkarabiner verwenden, wobei hier die HMS Karabiner nicht notwendig sind, aber auch nicht schaden.

Sichert man direkt über den Karabinerhaken ohne Sicherungsgerät ist ein HMS-Karabiner jedoch Pflicht. Den Platz, den das Seil bei der HMS Sicherung benötigt, hat man nur auf einem entsprechenden HMS Karabiner, woher letztlich auch der Name dieser Form rührt. Oval oder D-förmige Karabiner sind für das HMS sichern definitiv nicht geeignet.

Fazit  

Allgemein kann man sagen, dass Karabinerhaken die häufig und schnell geöffnet werden müssen, Schnapper sein sollten. Jene die häufig aber nicht schnell geöffnet werden müssen, sollten Schrauber sein und alle die lang in ihrer Position ungeöffnet bleiben (Verbindung zwischen Seil und Bergsteiger am Gletscher) können Tri-Lock, Twist-Lock oder Ball-Locks sein.

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Wer neu im Grundlagenkurs ist, kann sich zur besseren Übersicht auch unsere Einleitung zum Kurs ansehen.

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