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Klettern im leichten Gelände

Inhaltsverzeichnis

Das Klettern im leichten Gelände zählt zu den grundlegenden Fähigkeiten aller Alpinisten. Zu wissen worauf es ankommt, worin man Unterschiede erkennen kann und welche Gegebenheiten vor Ort vorliegen können, gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen, um sicher und selbstständig diese Passagen begehen zu können.

Der 1. und 2. Schwierigkeitsgrad

Klettern im leichten Gelände beschreibt den 1. und 2. Schwierigkeitsgrad beziehungsweise jenes Gelände, welches in der Regel ungesichert und mit Bergschuhen begangen wird. Somit fällt es definitiv nicht in die übliche Kletterei mit Seil und Kletterschuhen. Der Grund für die fehlende Absicherung dieser Grade liegt einerseits in der Tatsache, dass das Absichern dieser Teile deutlich mehr Zeit verschlingen würde als es das Klettern im leichten Gelände notwendig macht. Andererseits sind auch die Möglichkeiten schlichtweg nicht gegeben. Selbst der 2. Grad hat kaum Bohrhaken und wenn dann nur auf sehr berühmten Bergen. Friends und Keile finden selten ihre Anwendung und der Materialaufwand steht ebenfalls in keinem Verhältnis zur Sicherheit.

Was bedeutet 1. Schwierigkeitsgrad?

Das Klettern im leichten Gelände beginnt da, wo es keine Seilversicherungen mehr gibt und es zu steil wird, um es als Gehgelände zu bewältigen. Sehr geübte Bergsteiger können im ersten Grad noch häufig ohne Einsatz der Hände gehen, doch in der Regel ist es eher eine Angelegenheit auf allen Vieren. Der Fels ist mäßig steil und es gibt viele Tritte und Griffe bzw. sind Platten sehr flach und gut auf Reibung zu begehen. Man kann es sich etwa wie eine etwas unübersichtliche Leiter nach oben vorstellen.

Was bedeutet der 2. Schwierigkeitsgrad?

Der zweite Schwierigkeitsgrad ist merklich schwerer als der erste. Hier beläuft sich die Kletterei öfter schon auf bestimmte Griffe und Tritte. Die Auswahl wird auf einige wenige Möglichkeiten beschränkt. Dennoch bleiben die Griffe und Tritte groß, gut greifbar und übersichtlich. Die Griffe können etwas kleiner sein als im ersten Grad, jedoch bleibt die Kletterei komfortabel. Platten können schon etwas steiler sein und man sollte die Bergschuhe schon kennengelernt haben, bevor man sich mit ihnen auf steile Reibungsplatten im ausgesetzten Gelände begibt.

Der dritte Schwierigkeitsgrad

Der dritte Schwierigkeitsgrad ist ungesichert und mit Bergschuhen definitiv nicht mehr für Anfänger beim Klettern im leichten Gelände geeignet. Ganz zum richtigen Klettern kann man den dritten Grad jedoch auch nicht zählen, wodurch der dritte Grad zu einer heiklen Gratwanderung werden kann. Oftmals sind „3er Stellen“ nicht (sinnvoll) abgesichert. Stürze können lebensgefährlich enden. Dennoch ist der Grad schon so schwer, dass ein Sturz bei Unachtsamkeit oder zu wenig Erfahrung durchaus möglich ist. Gerade deshalb gilt es vor ersten Touren im dritten Grad sehr viel Erfahrung im ersten und zweiten Grad zu sammeln.

Der Abstieg beim Klettern im leichten Gelände

Ein großes Problem für Anfänger im Klettern im leichten Gelände stellt der Abstieg dar. Auf manchen Bergen kann der Abstieg über eine andere Seite erleichtert werden, doch in der Regel ist auf den meisten Bergen der Aufstiegsweg auch der Abstiegsweg, was oftmals zu Schwierigkeiten führt. Im Aufstieg sind Kletterstellen deutlich übersichtlicher als im Abstieg. Beim Abstieg müsste man sich für die gleiche Übersicht so weit vorbeugen, dass man eher vorne überkippt bevor man einen vernünftigen Einblick erhält. Daher sollte man sich schon beim Aufstieg mögliche Problemstellen merken, die einem Sorgen bereiten. Vor allem ausgesetzte Passagen können hier ausschlaggebend sein. Im Abstieg empfehlen wir, sich so viel Zeit zu nehmen, wie man braucht. Dafür muss man auf beliebten Bergen manchmal den Verkehr etwas zurückpfeifen, um genug Platz und Zeit zu erhalten, doch das ist euer gutes Recht am Berg. Wer sich genug Zeit nimmt, kann sich die beste Bewegung überlegen und alle möglichen Tritt- und Griffkombinationen suchen. Die Zeit kann einem ebenfalls die Gewöhnung an das Gelände erleichtern.

Ausgesetztheit

Ein Faktor, der in der Schwierigkeit nicht einkalkuliert wird, ist die Ausgesetztheit. Ausgesetztes Gelände taucht beim Klettern im leichten Gelände immer wieder einmal auf. Selbst wenn sich der Schwierigkeitsgrad technisch nicht verändert, kann die viele Luft unter dem Hintern dem Kopf ordentlich zusetzen. So kann es dazu kommen, dass man vor Angst nicht weiter auf- oder absteigen kann, was teilweise weitere Gefahren zur Folge haben kann. Psychische Belastung ist ein Teil vom Klettern im leichten Gelände und sollte daher nicht vernachlässigt werden. Höhenangst darf in ausgesetzten Passagen keine Rolle spielen und sollte zuvor wegtrainiert werden. Die psychische Belastung kann Klettereien deutlich schwerer erscheinen lassen, da der mentale Stress oftmals Tritte und Griffe nicht erkennen lässt. Außerdem führt es zu Konzentrationsproblemen. All das kann im Zweifelsfall genau in diesen Situationen dann zu einem tödlichen Absturz führen.

Zischgeles 1. Schwierigkeitsgrad
Die etwas ausgesetzten Stellen im ersten Schwierigkeitsgrad am Zischgeles

Die Gesteinsarten

Auch das Gestein kann die Schwierigkeiten und Anforderungen beeinflussen. Klettern im leichten Gelände bedeutet flexibel sein zu können. So gibt es beispielsweise Granit. Dieses Gestein ist sehr glatt und plattig. Wenige Strukturen sind gegeben und die meiste Bewegung findet aus den Füßen heraus auf Reibung statt. Hier gilt es den Schuhen Vertrauen zu können und die richtige Belastung und den Gleichgewichtssinn zu kennen. Besonders im Abstieg kann das sehr fordernd sein.

Kalk hingegen bietet je nach Region sehr festen und kompakten Fels. Im Gebiet des Wettersteingebirges in Nordtirol ist dies jedoch absolut nicht der Fall. Hier kann es zu brüchigem Gelände und Steinschlag kommen. Weiter im Osten, wie zum Beispiel am Dachstein, findet man wieder festeren, dafür plattigeren Fels vor, der weniger Struktur, doch wieder mehr Reibung bietet. Kalk ist leider nicht immer gleich Kalk. Das besondere in den meisten Kalkregionen ist die hohe Anzahl an Tritten und Griffen. Viele Möglichkeiten und immer gute Griffe erleichtern die Fortbewegung. Der klare Nachteil ist, dass jeder Griff und Tritt theoretisch aus dem Fels brechen kann.

Großer Bettelwurf Kletterpassage
Kalk kann bei brüchigem Aufbau durchaus ein Gefahrenpotenzial darstellen

Sichern beim Klettern im leichten Gelände

Wie schon eingangs erwähnt, ist das Sichern solcher Passagen äußert unüblich, weil es entweder sehr schwierig umzusetzen oder schlichtweg keine Bohrhaken oder Schlaghaken bietet. An manchen extrem berühmten Bergen ist die Sicherung im leichten Gelände jedoch dennoch möglich. Ein gutes Beispiel dafür wäre der Großglockner.

Bezüglich den tatsächlichen Problemen und Schwierigkeiten einer Kletterpassage auf dem Weg, findet man in der Regel viele Informationen in den Beschreibungen der Tour beispielsweise in Büchern, Führern oder im Internet.

Unsere Empfehlung

Das Klettern im Hochgebirge vergleichen wir gerne mit dem Autofahren. Mit 18 setzt man sich selten in ein Auto und fährt die ersten Meter mit 180km/h über eine Rally Strecke. Genauso ist es auch mit dem Klettern im leichten Gelände. Man sollte sich Schritt für Schritt, langsam und vorsichtig an die neuen Schwierigkeiten herantasten. Also erst im 1. Grad beginnen, eventuell auch gänzlich ohne stark ausgesetztes Gelände, um die mentalen Aspekte zu vereinfachen. Danach kann man über Erhöhung des Schwierigkeitsgrades oder der Exponiertheit nachdenken, wobei man immer ehrlich in sich hineinhören sollte, ob man sich im begangenen Schwierigkeitsgrad bereits wirklich wohl und sicher fühlt. Auch im Abstieg.

Klettern im leichten Gelände ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und Mut braucht. Nach einer Zeit wird man aber immer sicherer und kann sich immer neue Herausforderungen vornehmen.

Für das Klettern im schwierigen Gelände braucht man allerdings bereits mehr Equipment, wie zum Beispiel Karabiner: Im Grundlagenkurs #1 lernst du alles wichtige zum Thema Karabiner. Unsere aktuell liebsten Karabiner im Einsatz findet du hier! Für nähere Infos zum Grundlagenkurs, schau dir die Einleitung an!

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