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Schneefelder queren – richtig gehen, stürzen, bremsen!

Inhaltsverzeichnis

Schneefelder zu queren kann im Frühsommer nicht nur zu einer echten Quälerei werden, sondern auch richtig gefährlich sein. Leider sind sie gerade zum Saisonbeginn ein immer wiederkehrendes Hindernis. Mit der richtigen Technik und der richtigen Reaktion im Notfall, muss man sich aber vor steilen Schneefeldern nicht groß fürchten.

Die Schneefelder

Schneefelder im Frühsommer bezeichnet man auch als Altschneefelder. Diese zeichnet aus, dass sie meist eine harte firnartige Konsistenz haben. Der lockere, weiche Schnee lang vergangener Schneefälle schmilzt durch die sommerliche Wärme und hinterlässt den fest komprimierten Schnee, welcher durch die Kompression länger zum Schmelzen benötigt. Oftmals existieren diese auf Nordseiten, aber auch in schattigen Rinnen und hohen Lagen. Oftmals queren Wege jedoch die Altschneefelder und bergen durch die harte Oberfläche die Gefahr des Rutschens.

Richtig gehen

Erstmal dazu, wie es richtig gemacht werden sollte: Entgegen des instinktiven Verhaltens sich in gefährlichem Gelände defensiv und vorsichtig zu bewegen, erfordert das Queren von steilen Schneefeldern einen aufrechten und normalen Gang. Tendenziell geht man in Gefahrensituationen mit einem spitzeren Winkel zur Bergseite über die problematische Passage. In Schneefeldern führt ein spitzerer Winkel zu einer punktuelleren Reibung des Schuhs auf der ohnehin schon rutschigen Oberfläche, welche wiederum zum Abrutschen in Richtung Tal führt. Ein aufrechter Gang, welcher die Verteilung des Gewichts auf den gesamten Fuß zulässt, führt deutlich seltener zu Gleichgewichtsproblemen.

Spuren und Stufen

Vorbereitung ist die halbe Miete und im steilen Schneefeld oder Firn gilt das bei jedem einzelnen Schritt. Mit der Kante des Schuhs schlägt man präzise, aber hart und vor allem horizontal oder auch leicht entgegen der Fallrichtung in den Schnee, um eine ausreichende Stufe für den Fuß zu bilden. Wichtig zu merken ist, dass die Stufe immer im kompakten oder harten Schnee sein sollte. Gibt es eine hohe Neuschneeschicht über der Altschneedecke (Frühsommer im Hochgebirge -> oftmals Neuschnee in kalten Nächten), darf die Stufe nicht nur im Neuschnee bestehen, sondern muss bis zum griffigen und festen Schnee hinunterreichen. Prinzipiell komprimiert sich auch Neuschnee bei Belastung, wodurch ein fester Stand entsteht, es besteht jedoch folgendes Problem: Durch das Steigen in reine Neuschneespuren, rutscht man bis zum Greifen des komprimierten Neuschnees ab. Das führt dazu, dass man oftmals die Spuren weiter oben (für den Aufstieg) ansetzt, aber dennoch keine reale Höhe gewinnt, weil jeder Schritt weiter unten endet als er angefangen hat. Ein zweites Problem ist das Risiko, dass bei nur dünner Neuschneeschicht, der Neuschnee durch das Aufsteigen nicht ausreichend komprimiert werden kann und es somit zum Abrutschen durch die untenliegende Altschneeschicht kommt. Daher sollte darauf geachtet werden, dass beim Spuren stets der Altschnee bzw. der feste Schnee als Basis für die Stufe erreicht wird. Das erleichtert das Gehen auch für die Nachkommenden. Denn selbst wenn Neuschneestufen für Person Nr. 1 ausreichend fest sein können, kann sich die Qualität der Spur durch die erste Belastung so verschlechtern, dass sie für Person Nr. 2 nicht mehr nützlich ist.

Wenn es zum Sturz kommt

Keine Panik. Denn die Panik ist in Notsituationen kein guter Ratgeber und um nichts anderes handelt es sich beim Absturz über steile Schneefelder. Je nach Grad der Ausgesetztheit kann ein Absturz über das Schneefeld nur sehr unangenehm aber oft auch tödlich sein. Da es beides zu vermeiden gilt, sollte man sich selbst so schnell wie nur möglich bremsen, denn die Beschleunigung des Körpers wird über die Distanz immer höher und damit wird das Problem immer größer. Rasche Reaktion ist also wichtig, aber vor allem das „Wie“ ist entscheidend. Bei einer unkontrollierten Abfahrt muss man sich dem Schnee in den Weg stellen, was am besten in der „Liegestützposition“ funktioniert. Dabei spannt man den gesamten Körper fest an, streckt die Beine durch und presst die Zehenspitzen in den Schnee. Gleichzeitig drücken die Hände den Körper vom Schnee weg, um Masse vom Schnee wegzubekommen. Die Hände bohren sich nun ebenfalls in den Schnee und sorgen gemeinsam mit den Füßen für die nötige Bremsung.

Meistens halb so wild

Die Schaudergeschichten über die tödlichen Schneefelder gibt es, aber oftmals verunglücken die Betroffenen nicht aufgrund der fehlenden Bremswirkung, sondern aufgrund der fehlenden Reaktion. Wer im steilen Schneefeld keine Handlungen setzt, wird ungebremst immer weiter beschleunigen und überlässt sich selbst dem Schicksal. Wer schnell und gezielt bremst, muss sich selten vor dem Tod fürchten und auch die Distanz, die man rutscht, ist meist nicht sehr weit, wobei das sehr stark von der Qualität des Schnees abhängt. Harter Firn sorgt für einen deutlich längeren Bremsweg, als es eine dicke Schicht Nassschnee tut. Trotzdem sind Schneefelder gefährlich, nicht alle Schneefelder sind einfach so zu betreten und bergen stets die Gefahr, sich nicht bremsen zu KÖNNEN.

Spezielle Situationen

Wer vorher schon weiß, dass der Berg mit einigen heiklen Altschneefeldern ausgestattet ist, kann schon präventiv einen Leichtpickel mitnehmen. Fällt im Gewicht nicht auf, dient aber als Absicherung für alle Eventualitäten. Im Falle eines Sturzes drückt die bergseitige Hand den Pickel sofort in den Schnee und die talseitige Hand drückt ebenfalls fest von oben auf den Pickel. Man lehnt sich über den Pickel, um ihn möglichst tief in den harten Schnee zu graben. Parallel dazu kann man die Füße wieder entsprechend in den Schnee graben. Mit Steigeisen sieht das ganze schon deutlich schwieriger aus. Auf steilen Firnfeldern kann man nach kürzester Zeit eine so hohe Beschleunigung haben, dass das plötzliche Eindrücken der Frontalzacken in den Schnee wie ein Hebel fungiert und einen mit gewaltiger Kraft aushebt und durch die Luft nach unten schleudert. Da man aber nicht weiß, wie ein Schneefeld unter einer dünnen Neuschneeschicht aussieht, kann man nicht sagen, ob es im Fall der Fälle dazu kommt. Daher sollte man zur Sicherheit hier auf den Einsatz der Steigeisen verzichten und die Knie anstelle der Füße als Bremskörper einsetzen. Die Technik mit oder ohne dem Pickel bleibt mit Steigeisen aber die gleiche.

Die Schneefelder sind gerade in der aktuellen Zeit immer wieder ein Problemkind. Mit dem richtigen Vorgehen sollte es aber kein Problem sein, auch exponierte Schneefelder sicher im Auf- und Abstieg zu überwinden.

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