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Tourenskischuh – der große Ratgeber

Inhaltsverzeichnis

Wenn man in den Bereich Skitouren erstmals einsteigt wird man feststellen, dass Fachbegriffe und Technik nicht lange auf sich warten lassen. Viele Faktoren sind aber durchaus relevant, wenn du dir einen Tourenskischuh zulegen möchtest, weshalb wir dir heute erklären, worauf es zu achten gilt und was du wissen solltest.

Tourenskischuh – Der Aufbau

Ein Tourenskischuh ist vom Aufbau her bis auf zwei Kleinigkeiten eigentlich wie ein normaler Skischuh konzipiert. Der eine Unterschied ist, dass der Tourenskischuh in eine sogenannte Tourenskibindung einrasten kann (im Normalfall eine sogenannte Pin-Bindung). Dieses Bindungssystem erlaubt dir, dass du während dem Aufstieg die Ferse weiterhin anheben kannst und vorne dennoch fest im Ski stehst. Bei der Abfahrt rastet der Schuh dann hinten ein und es kann bergab gehen.

Der zweite Unterschied ist die Beweglichkeit des Schaftes. Im Gegensatz zum normalen Skischuh, lässt sich der Schaft nämlich beim Tourenskischuh durch einen Metallhebel an der Rückseite des Schuhs fixieren oder eben freigeben. Durch die Freigabe des Schafts kann man sich im Schuh ziemlich frei bewegen. Wie frei man sich im sogenannten Gehmodus bewegen kann, hängt vor allem von der sogenannten Schaftrotation ab.

Tourenskischuh Übersicht

Die Schaftrotation beim Tourenskischuh

Diese beschreibt nämlich, wie beweglich der Tourenskischuh im Gehmodus ist. Hohe Gradzahlen über 60° versprechen eine tolle Beweglichkeit und eine gute Flexibilität. Sie sind in der Regel sehr weich und auch etwas leichter. Doch dazu gleich mehr. Gradzahlen gleich oder kleiner als 60° geben eine etwas eingeschränktere Bewegung an, wobei man das hierbei nicht mit einem Skischuh vergleichen kann. Es ist immer noch einiges an Spielraum für Bewegung da, jedoch fühlt sich der Schuh eben weniger wie ein Bergschuh an, sondern mehr wie ein Skischuh.

Doch Wenn es um die Abfahrt geht, dann wird kommen noch zwei weitere Faktoren ins Spiel, die ebenfalls von großer Relevanz sind, wenn es um deinen nächsten Tourenskischuh geht.

Tourenskischuh seitliche Übersicht

Der Flex Wert

Beim Tourenskischuh gibt der Flex Wert an, wie viel Bewegungsspielraum im Schuh nach vorne hin besteht, wenn der Hebel fixiert, also der Schuh im Abfahrtsmodus ist. Je höher der Flex Wert, umso steifer und unnachgiebiger ist der Schuh bei der Abfahrt. Bei sehr langsamen Geschwindigkeiten baut sich nach vorne hin weniger Druck auf, sodass ein geringerer Flex Wert kaum einen Unterschied machen wird. Je schneller man wird, umso wichtiger wird ein hoher Flex Wert, sofern man stets die gleiche Steifigkeit nach vorne hin haben möchte. Der „gesunde“ Mittelwert beim Tourenskischuh ist 100. Darüber sind die Schuhe steifer, darunter sind sie weicher und damit nachgiebiger. Ein geringer Flex Wert kann das Fahrgefühl, vor allem bei steileren und schnelleren Abfahrten, deutlich beeinflussen und die Abfahrt im Allgemeinen erschweren. Doch bei der Abfahrt spielt auch noch ein zweiter Wert eine große Rolle.

Der Vorlagewinkel

Der Vorlagewinkel gibt nämlich an, wie aggressiv der Schaft im Abfahrtsmodus nach vorne zeigt. Hierbei wird ganz konkret der Unterschied zwischen dem Schaft und dem Normalwinkel zum Boden als Gradzahl angegeben. 15 – 18 Grad sind relativ normal und als Allrounder zu werten. Höhere Gradzahlen sprechen für aggressivere Vorlagewinkel, was bei rasanten Abfahrten eine deutliche Erleichterung mit sich bringt. Unerfahrene oder gemütliche Skifahrer sollten jedoch im moderaten Winkelbereich Ausschau nach dem richtigen Modell halten.

Die Schaftrotation ist ein wichtiger Faktor beim Tourenskischuh!

Tourenskischuh mit Schnalle oder BOA?

Beim Verschlusssystem gibt es grundsätzlich die Wahl zwischen zwei Systemen. Schnallensystemen und den sogenannten BOA-Systemen. Schnallensysteme sollten durch die klassischen Skischuhe eigentlich durchaus geläufig sein. Was aber wahrscheinlich weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass reine Schnallensysteme auch die Faktoren Flex und Schaftrotation beeinflussen können. Vor allem aber beeinflusst dieses System das Gewicht. Denn beim Gewicht wirst du feststellen, dass Tourenskischuhe mit vier Schnallen deutlich mehr Gewicht auf die Waage bringen als zwei Schnallen oder gar BOA Systeme (dazu gleich mehr). Woran liegt das? Zum einen daran, dass Schnallen aus Metall sind und dadurch ein hohes Eigengewicht mitbringen. Zum anderen aber auch daran, dass Schnallen in der Regel nur an sehr hartem Material festgeschraubt werden können. Bei Tourenskischuhen wird hier immer auf gehärtetes Plastik gesetzt. Dieses Hartplastik wiegt aber ebenfalls eine ganze Menge. Anders sieht das bei den berühmten BOA Systemen aus. BOA funktioniert, wie der Name schon vermuten lässt, mit einer gleichmäßigen Kontraktion um den Fuß. Durch das Drehen an einem Rad zieht sich ein Draht im Inneren des Schuhs immer enger zusammen, bis er komplett an den Fuß angepasst ist.

Schnallen beim Tourenskischuh

Probleme beim BOA System

Doch gleich zwei Problemfaktoren dürfen beim BOA System nicht außeracht gelassen werden. Zum einen, dass das BOA System überall mit gleicher Intensität die Schnürung anpasst und man diesen Mechanismus nicht beeinflussen kann. BOA Systeme werden üblicherweise in Schuhen installiert, die einem sehr durchschnittlichen Standardfuß angepasst sind. Doch wenn man eben keinen Standardfuß hat, wird man merken, dass das BOA System über die Zeit einige Druckstellen verursachen kann, womit jeglicher Spaßfaktor bei Skitouren verschwunden ist.

Wäre das nicht unangenehm genug, lassen BOA Systeme auch nicht die gleiche Steifigkeit zu, wie es bei soliden Schnallenschuhen der Fall wäre. Mittlerweile gibt es zwar Kombinationsschuhe, jedoch kann man auch bei diesen ganz klar an den Werten festmachen, dass der Schuh im Allgemeinen deutlich weicher ist, als ein konzipierter Freeride Schuh. Das macht diese Schuhe deutlich angenehmer im Aufstieg, aber im Allgemeinen deutlich schwieriger und zickiger in der Abfahrt. Doch hat das BOA System eben auch einen großen Vorteil. Die Drahtschnürung und das System im Ganzen können mit fast jedem Material umgesetzt werden. Das bedeutet, dass man sich nicht nur das Gewicht von Schnallen erspart, sondern auch teilweise das Gewicht der Hartplastikschale. Somit hat das BOA System seine guten und schlechten Seiten. Hier gilt es eben: probieren, probieren, probieren.

Den Tourenskischuh anpassen

Sollte ein Schuh jedoch einmal grundsätzlich passen und du bist auch mit den Werten des Schuhs zufrieden, kann es schon mal sein, dass nach der ersten oder zweiten Tour eine kleine Druckstelle oder ein Problem mit der Passform entsteht. Hier kann das Verformen des Innenschuhs oder sogar des Außenschuhs Abhilfe schaffen. Am besten wendet man sich dafür an ein Fachgeschäft, welches diesen Service in der Regel kostenlos anbietet. Hierbei wird mit ausreichend Hitze das Material weicher und kann dann auseinandergespreizt oder grundsätzlich etwas verformt werden. Jedoch sollte man stets bedenken, dass wir hier von Millimetern sprechen und nicht Zentimetern. Ein schmaler Schuh wird einem breiten Fuß durch diese Maßnahmen zumeist trotzdem nicht passen. Daher sollte der Schuh generell möglichst einwandfrei passen und nur Kleinigkeiten können dann korrigiert werden.

Hebel beim Tourenskischuh

Tourenskischuh in der richtigen Größe

Ebenfalls nicht vergessen sollte man, dass Tourenskischuhe nicht in der üblichen Maßeinheit der EU, also 40, 41 oder 42 angegeben werden, sondern in der sogenannten Mondopoint Skala abgelesen werden. Diese bezieht sich auf die exakte Länge des Fußes. Und auch bei der Passform im Allgemeinen gibt es kleine Unterschiede zum Bergschuh. Während man beim Wanderschuh gerne vorne etwas Platz für den Komfort hat, sollte man im Tourenskischuh, wenn man sich zurücklehnt, schon noch die vordere Wand des Schuhs spüren dürfen. Denn ein zu langer Tourenskischuh lässt das gute Gefühl für Schuh und Ski schwinden und das kann man ganz und gar nicht brauchen.

Fazit zum Tourenskischuh

Nimm dir gut und gerne ein paar Tage oder sogar Wochen Zeit, um den richtigen Schuh für dich zu entdecken. Die Auswahl ist gigantisch, die Ansätze ebenso und deshalb kann man mit viel Geduld und vor allem viel Probieren nichts falsch machen. Bisher hat noch jeder Mensch den perfekten Tourenskischuh für sich gefunden.

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