Rietzer Grieskogel (2.885 m) – der vereiste König des Herbstes

Eine recht unbekannte Tour, sowohl im Sommer, aber vor allem in den Randzeiten der Bergsaison. Im Herbst ist der Rietzer Grieskogel eine tolle Tour, um im abwechslungsreichen Gelände auch ein wenig den Umgang mit verschneiten Kämmen und Graten zu üben. All zu schwierig wird es nicht – gerade im Frühwinter und Frühling ist aber die Mitnahme von Steigeisen ratsam. Los gehts.

Wir starten auf einem kostenlosen Parkplatz kurz vor der Galerie nach der Zirmbachalm. Der Großteil der Tour verläuft in einer Südflanke, sodass wir einen großen Teil des Tages in der Sonne verbringen – wenn das Wetter spielt auch mit. Mit einem ersten sanften Anstieg nach Nordwesten steigen auch die ersten Sonnenstrahlen über die Alpen und spenden Wärme.

Die Wiesenhügel des Sellraintals bis hinten ins letzte Eck des Kühtais sind geprägt von Gletschern. Sie sind vor über 30.000 Jahren über die schroffe Berglandschaft geflossen und haben dabei fast alle Ecken und Kanten von den Bergen geschliffen. Toll erkennen können wir diese Spuren auch an Felsen, die noch nicht von Moosen dicht bewachsen sind. Hier finden wir die sogenannte Landkartenflechte. Einen Freund und Helfer der Natur, der uns dabei hilft uns zu bestimmen, wie lange schon das letzte Gletschereis über die Felsen nicht mehr floss.

Vorbei am Kleinen Mugkogel, der eine durchaus anspruchsvolle, weglose Bergtour bei guten Bedingungen erlaubt, zieht es uns in Richtung Narrenböden. Dabei gilt es aufzupassen: Der Klammbach und unzählige Quellen und Bäche, die von Norden abfließen, bilden zu dieser späten Zeit im Jahr ein eisiges Hindernis. Oftmals mit der Folge, dass im Abstieg ein wenig Matsch zu umgehen ist. Durch die großflächigen Wiesenpolster ist aber eine eigene „Spurwahl“ bis zu den Narrenboden eigentlich immer problemlos möglich.

An den Narrenböden finden wir die ersten großflächigen Schneefelder. Hier lohnt es sich also bereits zu früher Stunde zu stehen, damit die Schneefelder noch fest sind. So lassen sich super Spuren austreten – im Abstieg wird man dafür mit einer astreinen Rutschabfahrt in sicherem Gelände belohnt.

Die letzten Höhenmeter bis zum Sattel sind relativ steil, aber immer schön zu gehen. Wenn man nicht direkt nach dem ersten großen Schneefall unterwegs ist, hat man vielleicht Glück und findet die ein oder andere Spur. Außerdem zu sehen sind Schneehühner, Gämse und Murmeltiere. Am Sattel angekommen geht es links zum Bachwandkopf – der ist aber nicht wirklich der Rede wert, wenn man schon mal an der Abzweigung steht.

Hat man für sich aber entschieden, dass der Weiterweg zu anspruchsvoll erscheint, oder die Bedingungen einem nicht passen, ist der Bachwandkopf natürlich trotzdem eine tolle Alternative. Für uns geht es weiter nach rechts in Richtung Rietzer Grieskogel. Hier führt der Weg nun auf einen Grat, der auch zunehmend aufsteilt. Gelegentlich bewegt man sich direkt an der Gratkante, etwas exponierter, aber relativ sicher. Im steileren Gelände geht es wieder in einen breiteren Kammverlauf. Hier ist jedoch Vorsicht angebracht. Durch die nordseitigen Rinnen und Passagen ist hier im Herbst mit Blankeis zu rechnen. Das Kristallin gibt das ganze Jahr über einiges an Wasser frei, welches gerade in diesen Teilen der Tour dann schnell gefriert.

Zum Schluss steht man am Gipfel des 2.885 Meter hohen Rietzer Grieskogels. Ein paar kleine Kraxler in relativ sicherer Umgebung bringen einen an den höchsten Punkt mit einer tollen Aussicht auf die Sellrainer Berge.

Den Abstiegsweg sollte man auch im Sinne der leichteren Wegfindung wie den Aufstiegsweg wählen. Der alternative Weg über Nordosten wird seltener begangen und sieht vor allem bei Schneelage kaum Begehungen und eine deutlich anspruchsvollere solide Wegfindung. Am Aufstiegsweg kennt man zumindest die eigenen Pfoten wieder und hat damit immer einen guten Anhaltspunkt.