Bergschuhe gibt es in den verschiedensten Ausführungen und Variationen. Doch gerade, wenn man auf der Suche nach neuen Schuhen ist, stellt sich oftmals die Frage, welche Schuhe für den eigenen Anwendungsbereich denn tatsächlich die beste Lösung sind. Um das selbstständig möglichst gut klären zu können, machen wir heute einen Ausflug in die Kategorien der Bergschuhe.
Bergschuhe und ihre Kategorien
Bergschuhe werden üblicherweise in verschiedene Kategorien eingeteilt. A-B-C-D.
Kategorie A Schuhe sind vor allem Trail Running Schuhe und leichte Wanderschuhe, auch Zustiegsschuhe genannt, mit weicher Sohle und dünnem Gummi. So wie die LaSportiva Bushido. Die Problematik bei Trailrunning Schuhen liegt nahe. Die Konstruktion ist auf Belüftung, Flexibilität und Tragekomfort ausgelegt. Das bedingt Abstriche beim Thema Sohle und Außenmaterial. Die Sohle ist hier nach deutlich kürzerer Zeit komplett flach und das Profil quasi weg. Das Außenmaterial bringt das Problem mit sich, dass hier Schnee, Wasser, aber auch Dreck durch das Netz ins Innere des Schuhs gerät und den Schuh damit von innen heraus ebenfalls zerstört. Klarer Vorteil dieser Schuhkonstruktion ist natürlich das geringe Gewicht. Ab 200g ist man bei manchen Modellen schon dabei. Viele Bergschuhe wiegen bedingt durch das Material ein Vielfaches.
Kategorie B Schuhe sind die klassischen Wanderschuhe. Es gibt sie in hoch und niedrig, wobei man früher der Ansicht war, dass B Schuhe immer über den Knöchel gehen, doch davon ist man mittlerweile abgekommen und man konstruiert auch Schuhe mit gleichem Aufbau nur eben mit halber Höhe. Sie haben eine flexible, aber dennoch belastbare und dickere Sohle mit einem dementsprechend harten Gummi. Fast durch die Bank kommt nun die Vibram Technologie zum Einsatz und die Flexibilität lässt perfekten Komfort zu. Dennoch muss man sich nicht vor spitzen Steinen oder irgendeiner anderen Geländeart fürchten. Durch die Flexibilität bringen sie aber den Nachteil mit, dass Steigeisen nicht ordentlich montiert werden können. Hierfür muss man eine Kategorie höher.
Bergschuhe – der Spezialfall
Kategorie B/C Schuhe sind eine Mischung aus irgendwie steigeisenfest und irgendwie komfortabel. Sie können oftmals flexibel und dynamisch sein und dennoch eine Kipphebelbindung hinten unterstützen. Doch so richtig ausgereift ist die Idee nicht. Sind sie zu weich, gibt es Probleme beim Halt der Steigeisen. Sind sie zu fest, gelten sie eigentlich als Kategorie C Schuh. Eine Kategorie, der man eigentlich nicht allzu viel Beachtung schenken muss. Am häufigsten findet man sie auf Klettersteigen wieder.
Bergschuhe für Hochtouren?
Kategorie C Schuhe sind bei Bergsteigern wohl das häufigste Modell. Sie sind bedingt steigeisenfest und versuchen Komfort mit Technik zu verbinden. Die relativ steife und dicke Sohle sorgt für einen sicheren und stabilen Tritt ohne Rücksicht auf den Untergrund nehmen zu müssen, wobei eine harte Kante am hinteren Teil des Schuhs Steigeisen mit Kipphebelbindung ideal montieren lässt. Der etwas weichere vordere Teil des Schuhs lässt Flexibilität und zumindest ein wenig Komfort beim Abrollen zu. Sie versuchen also ein möglichst gemütlicher Allrounder zu sein.
Beinhart bis ganz nach oben
Wer harte, klobige Schuhe für anspruchsvolle Touren sucht, findet sich in der Kategorie D wieder. Diese Schuhe haben vorne den gleichen technischen Aufbau wie hinten. Eine harte Kante sorgt für die Möglichkeit automatische Steigeisen und deren Bügel vorne entsprechend einzuhängen. Dadurch sind diese Schuhe aber enorm steif und zwar von hinten bis vorne. Die meisten Kategorie D Modelle sind außerdem deutlich wärmer und dicker konstruiert als die anderen Kategorien, da sie am häufigsten beim Eisklettern, auf Hochtouren über 4000 Meter oder bei Expeditionen zum Einsatz kommen. Expeditionsschuhe haben weiters noch das Doppelschuhprinzip, als einen Innen- und einen Aussenschuh.
Das richtige Anwendungsgebiet
Grundsätzlich kann man viele Schuhe auch missbräuchlich verwenden. Hersteller geben ja nicht vor was mit ihren Schuhen passieren soll. Doch die Konstruktionsweise und das Material legen gewisse Anwendungsgebiete doch nahe. Und genau die sollte man kennen, denn all diese wirren Variationen am Berg, können durchaus auch gefährlich sein, wenn man nicht ganz genau weiß was man tut.
Für welche Tour brauch ich welche Bergschuhe?
Fürs Trailrunning, immer wenn man schnell unterwegs sein will und möglichst leicht, wenn man auf Wiesenwegen, Schotter oder einfach gemütlichen Hügeln im Voralpenland unterwegs ist, dann sind Trailrunning Schuhe die beste Wahl. Sie sind wie Laufschuhe mit einem speziellen Profil und guter Belüftung. Klassische Schönwetterschuhe für nicht all zu anspruchsvolles Gelände. Trailrunning Schuhe leiden viel schneller unter Witterung und Untergrund als feste Bergstiefel, weshalb sie, wenn sie als Bergschuh missbraucht werden, deutlich schneller ausgetauscht werden müssen als die Bergschuhe. Grade im felsigen Gelände leidet die dünne Sohle sehr schnell.
Wanderungen und Co.
Allgemein für Wanderungen empfehlen wir den Kategorie B Schuh. Ein weicher Schuh mit ordentlichem Profil und einer dickeren Sohle, die einen problemlos über die meisten Arten von Gelände und Untergrund begleiten wird. Ein Loch im Schuh oder der Sohle ist hier deutlich unwahrscheinlicher als beim Trailrunning Schuh.
Über den Knöchel oder Halbschuh?
Bis zur Kategorie B gibt es oft die Wahl zwischen halbhohen Schuhen und Bergschuhen über den Knöchel. Ersteres wird in den letzten Jahren immer beliebter. Die Vorteile der Halbschuhe sind die größere Flexibilität beim Gehen, direkteres Feedback vom Untergrund und geringeres Gesamtgewicht. Der Nachteil ist, dass das Umknicken schwerwiegendere Folgen haben kann als bei knöchelunterstützenden Bergschuhen. Gerade Anfängern sollte so etwas schon einmal passieren dürfen.
Der Hochtouren Allrounder
Alle Kandidaten für Hochtouren sollten sich bei den Kategorie C Schuhen umschauen. Denn die bieten die Möglichkeit, Steigeisen wirklich verlässlich zu montieren und haben trotzdem noch genug Flexibilität an der Sohle, um das Gehen nicht unangenehm zu machen. Hochtourenschuhe sollten so wenig wie möglich für leichte Wanderungen verwendet werden. Die schlechte Dämpfung und schlechte Abrolleigenschaften können langfristig zu Schäden am Bewegungsapparat führen. Zusätzlich sollte man erwähnen, dass die Kategorie C Schuhe zu 99% wasserfest sind und mit einmal im Jahr Imprägnieren hat man auch definitiv immer seine Ruhe. Manche Kategorie B Schuhe können diesen Luxus nicht bieten. Bei Touren im Frühsommer oder Herbst, wenn die ersten Schneefelder im Weg liegen, kann das also definitiv ein Grund für Schuhe der Kategorie C sein.
Am absoluten Limit
sich für Expeditionen, Mehrtagestouren über 4000 Meter und das Eisklettern im High End Bereich interessiert, der darf sich mit der Kategorie D ernsthaft auseinandersetzen. Denn für alles andere sind diese Schuhe eigentlich gänzlich ungeeignet und viel zu unbequem. Einen Schuh der Kategorie D einlaufen ist wie in einem sehr ungemütlichen Ziegelstein durch die Gegend gehen. Diese Schuhe haben keine Lust sich groß an den Fuß anzupassen, hier muss er von vornherein perfekt sitzen. Das macht vor allem die Suche nach dem richtigen Schuh sehr mühsam. Kategorie D Schuhe werden weiters noch unterteilt in
- 4000er Schuhe wie den LaSportiva Nepal Cube oder den Karakorum
- 5000er Schuhe wie den G2 von LaSportiva
- 6000er Schuhe wie der Phantom 6000
- 7000er bzw. 8000er Schuhe wie der Olympus Mons Cube
Da sie aber durch die Bank meist sehr unkomfortabel zu tragen sind, würden wir diese Schuhe wirklich nur für einen entsprechenden Anwendungszweck empfehlen und nicht etwa für Wanderungen oder ähnliches.
Das Material der Bergschuhe
Kurz noch zum Material. Im Grunde genommen hat man bei Bergschuhen immer die Wahl zwischen Leder und Synthetik, also Plastik. Hier scheiden sich die Geister. Während der Lederschuh unglaublich strapazierfähig und warmhaltend ist, ist der Plastikschuh ein Stück weit leichter und die Luftzirkulation funktioniert etwas besser. Leder hat außerdem die ungute Eigenschaft gerne mal zwei bis drei Ewigkeiten zum Trocknen zu brauchen, während die Plastikbomber deutlich schneller wieder einsatzbereit sind, wenn sie mal komplett durchnässt sind.
Das Fazit:
Schuhe haben definitiv ihre Regionen und Untergründe, auf denen sie den meisten Sinn machen. Noch hat keiner irgendjemanden zur intelligentesten Schuhwahl gezwungen, aber naja… es macht dann doch irgendwie Sinn. Trotzdem ertappe auch ich mich dabei, wie ich einfach wegen der winterlichen Temperaturen den Hochtourenstiefel zum Wandern anziehe und das ist genauso okay, wie wenn man mit den Trailrunning Schuhen Die Watzmann Überschreitung macht. Man muss nur genau wissen was man tut und mit den Konsequenzen entsprechend leben können. Die empfohlenen Einsatzgebiete der Schuhe machen am Ende des Tages aber eben immer noch am meisten Sinn.
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Unsere Favoriten beim Thema Bergschuhe:
Kategorie A: LaSportiva Bushido
Kategorie B: Scarpa Mescalito GTX
Kategorie C: LaSportiva Trango Tech
Kategorie D: LaSportiva Karakorum
Kategorie D: Scarpa Phantom Tech